FELIPE FIZKAL
SUR
ECHOS AUS DEM SÜDEN
19 20 21 Juni, STUDIO 14, UFERSTUDIOS BERLIN
Final Choreography piece in the frame of master studies in choreography at the HZT Berlin
Wie kann Präsenz subkulturelle Ausdrucksformen einer prekären sozialen Klasse im Süden Südamerikas aufwerten?
Drei Semester intensiver Vertiefung, Diskussion, Forschung und choreografischer Praxis im Rahmen meines Masterstudiums in Choreografie am Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Mein Interesse gilt der Kraft der physischen Präsenz durch Choreografie. Mit SUR werde ich einem prekären kulturellen Kontext im Süden Lateinamerikas Wert und Bedeutung verleihen. Ich tauche ein in eine der vielen möglichen Perspektiven auf den globalen Süden und entwickle dabei folgende Fragestellungen:
Wie kann Präsenz eine choreografische Sprache bilden?
Wie kann Präsenz einen kulturellen Kontext evozieren?
Wie kann Präsenz subkulturelle Ausdrucksformen einer prekären sozialen Klasse im Süden Südamerikas aufwerten?
Eine Choreografie, die zeitgenössische rituelle Elemente mit den zeitlichen Dynamiken der Landschaft verbindet. Sie schafft eine seismische Beziehung zwischen Körper, Raum und Zuschauer. Dafür werde ich stimmliche und körperliche Praktiken mit starker performativer und ritueller Aufladung destillieren – Praktiken, die aus meinem biografischen, ländlichen Umfeld in der chilenischen Seenregion stammen.
Dieses interdisziplinäre Projekt integriert live-digitale Musik sowie die Stimme der Performer:innen, eine Bühnenlandschaft aus Plattformen, natürliches und künstliches Licht. Ich arbeite mit sechs Tänzer:innen, einer Dramaturgin, einem Musiker, einer Musikerin, einem Licht- und Bühnenbilddesigner sowie zwei.
SUR ist eine Landschaft der Widerstands, der Erinnerung und eine Feier des Körpers als bewegtes Territorium.
Die choreografische Sprache besteht aus destilliertem Material physischer und vokaler Praktiken dieser subkulturellen Gruppen und offenbart ihre rituelle, performative und soziale Dimension:
Cumbia als musikalisches Genre und physische Praxis. Diese findet sich auf Teenager-Partys, wo im Kreis getanzt wird: Alle ahmen die Bewegung einer Person nach, wobei
diese Rolle rotiert. Dadurch entsteht ein Spiel zwischen kollektiver Begegnung und individueller Reflexion durch die anderen, während Freude, Genuss, Einfachheit, Rhythmus und spontane Komposition zum Vorschein kommen. Mich interessiert auch die musikalische Struktur der Cumbia und wie sie mit den Stimmen der Performer:innen erzeugt werden kann.
Catwalk. Inspiriert von der südamerikanischen „Ballroom“-Subkultur verstärkt der Catwalk die physische Präsenz durch das Gehen und schafft eine klare Beziehung
zwischen Körper, Raum, Rhythmus und Geschwindigkeit. Mich interessiert, wie diese Präsenz die Aufmerksamkeit des Publikums lenkt.
bäuerlichen Rufe Dieses Element repräsentiert eine Form des Dialogs, die in Rufen besteht – Schreie, die auf Bauernhöfen in Chile und Argentinien verwendet werden,
um Tiere zu rufen oder Nachbarn zu grüßen. Die Stimme durchquert Ebenen, Wälder und Wiesen, wodurch die Präsenz sich im Raum ausbreitet und das Echo den Raum
selbst gegenwärtig macht.
Meine choreografische Praxis basiert auf der Beziehung zur Landschaft, sowohl als Bild als auch als Methode der Komposition.
Diese Perspektive lädt uns ein, eine Zeitlichkeit für die Komposition in Betracht zu ziehen. Wie viel Zeit braucht das Publikum, um die Landschaft wahrzunehmen, in die es eintaucht?
In SUR betritt das Publikum eine Landschaft – höhlenartig, felsig, menschlich, warm und unregelmäßig, in der die choreografische Komposition auf Distanz, Tiefe, Dunkelheit und Leere fokussiert. SUR basiert auf einem zentralen Prinzip der postkolonialen Kosmovision von Abya Yala („Tierra Savia“ – Weise Erde): das Zusammenleben mit der Umwelt in Gegenseitigkeit.

SUR Echos aus dem süden
